Das Kontroll-CT war fällig. Dieses Mal in Aurich. So konnte vorher der Port angestochen werden, die Blutproben entnommen und ausgewertet werden.
Die Blutwerte waren nicht gut. Hb sehr niedrig, also am nächsten Tag wieder antreten zur Blutübertragung.
Aber das CT war gut, d.h. die Metastasen sind sehr viel kleiner geworden. Das bedeutet, die Chemo packt. Wenn nur die Nebenwirkungen nicht so stark wären. Die Leukozyten waren so niedrig, daß wieder eine 5-Tage Spritztour mit Filgrastim begonnen wurde.
Unser schöner Zeitplan für die Woche – immer nur ein Termin pro Tag , um Bernd zu schonen – konnte nicht eingehalten werden.
Das Blut ließ es Bernd besser gehen, er wurde schon nach der ersten Konserve sichtbar kräftiger. Nach drei Stunden allerdings war es, als ob der Schalter umgelegt worden wäre. Er war fix und fertig. Der nächste Tag war auch nur sehr mäßig. Er ging nicht mehr an die Luft.
Am Sonnabendmorgen ging es ihm plötzlich besser. Er machte wieder größere Schritte und ging aufrecht. Plötzlich, drei Stunden nach der Spritze, ereilte ihn der nächste Schwächeanfall im Badezimmer. Er stürzte und zerbrach mehrere Dinge, aber Gott sei Dank nicht seine Knochen. Er lag unglücklich eingekeilt in einer Ecke, aber mit guten Ideen und Kräften, die mir von oben zuflossen, schaffte ich es, ihm wieder aufzuhelfen und ihn zu Bett zu bringen. Von da an stieg die Temperatur immer wieder an, abends stand er nicht mehr auf, um auf die Toilette zu gehen. Unser Jüngster und seine Frau drängten darauf, ins Krankenhaus zu fahren, aber er wollte nicht, hoffte auf neue Kräfte.
Am Sonntagmorgen bekam ich folgende „SMS von GOTT„: Der Herr hat dein Schreien gehört, und dein Gebet ist angenommen. Das hatte ich nötig; denn nichts ging mehr. In meiner Not rief ich einen Pflegedienst an, dessen Chefin ich vor einigen Wochen gesprochen hatte. Zufall? Das glaube ich nicht. Die Schwester kam in wenigen Minuten, half bei den wichtigsten Verrichtungen und rief mir zu, ich solle alles Weitere (Bezahlung usw. ) mit ihrer Chefin ausmachen.
Dann ging auch noch der Motor des elektrischen Bettenrahmens kaputt, so daß ich die Matratze nicht mehr im Rücken hochstellen konnte. Den Kopf konnte Bernd nicht einmal zum Trinken heben, also habe ich alles in eine Flasche gefüllt.
In der Onkologie hatten wir die Weisung erhalten, bei bedrohlichen Zuständen auf die Onkologiestation zu kommen. Das war kein guter Rat. Denn am Woichenende ist im ganzen Krankenhaus nur ein einziger Arzt für die Notfallversorgung auf den Stationen da. Der Pfleger, den ich dort angerufen hatte, sagte, die Möglichkeit, die er mir bieten könne, sei, meinen Mann vorbeizubringen in die Zentrale Notaufnahme. Vorbeibringen ist gut. Ich hätte einen Liegendtransport bestellen müssen; denn ich konnte ihn nicht die Treppen hinunterbringen.
Plötzlich kam dem Pfleger die Idee, Bernd 1 ganze Paracetamol zu geben und abzuwarten, was passiert. Wenn es nicht besser würde, könne ich immer noch mit dem Krankenwagen kommen. Gehört -getan. Zwei Stunden haben wir beide fest geschlafen, dann war das Fieber runter. Wir konnten es kaum fassen: Bernd setzte sich allein auf, stand auf , ging ins Bad und duschte sogar.
Gott sei Dank!!!
Ich kochte uns ein leckeres Essen. Er aß mit gutem Appetit 2/3 davon und schlief dann noch eine Runde.
Am nächsten Tag war Besprechung des CT im der Onkologie. Blutwerte besser, aber Thrombozyten auf 14 Tsd. gefallen von 279 Tsd in der vorigen Woche. Also wurde eine Infusion mit Thrombozyten fällig. Die Onkologin war entsetzt über Bernds Schwäche, wir fanden, daß er inzwischen schon wieder ganz schön stark war. Außerdem hatte ich in einer der Nächte noch den Waschzettel von der Spritze, die er haben sollte, gelesen und festgestellt, daß all die Symptome (Fieber, Husten, Schwellungen) allergische Reaktionen auf das Mittel waren. Das bedeutet, daß er es nicht mehr zur Anregung des Knochenmarks haben kann. Was nun?
Wir hoffen nun, daß bis Dienstag die Blutwerte so gut sind, daß die Therapie fortgesetzt werden kann.
Der Predigttext für heute:
5 Die Jünger baten Jesus eines Tages: «Herr, wie kann unser Glaube gross und fest werden?» 6 Darauf antwortete er: «Auf einen ‚grossen‘ Glauben kommt es gar nicht an. Selbst wenn euer Glaube so winzig wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr diesem Maulbeerbaum befehlen: ‚Reiss dich aus der Erde und verpflanze dich ins Meer!‘ – es würde sofort geschehen.»
Unser Pastor meinte schmunzelnd am Ende seiner Predigt, wir müßten nun nicht unbedingt Nachbars Pflaumenbaum versetzen. Aber vielleicht wird uns so viel Glaube geschenkt, daß die Blutwerte sich bessern.